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20.01.2022 Forschung

Wie schnell wieder bei null Promille?

Neue Studie zum Alkoholabbau bei Gesunden

Foto: Zorandim75 / Adobe Stock
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Alkohol trinken und danach gefahrlos Auto fahren – das kann passen, wenn man lang genug wartet. Aber wie lange? Schon 1932 hat der schwedischer Chemiker Widmark herausgefunden, dass sich aus der getrunkenen Alkoholmenge und dem Körpergewicht die anfängliche Blutkonzentration von Alkohol recht genau berechnen lässt. Er fand auch, dass die Konzentration pro Stunde um 0,1 bis 0,2 Promille abnimmt. Ob es aber 3 oder 6 Stunden dauert, um auf 0 Promille zu kommen, macht mitunter einen großen Unterschied – auch vor Gericht, wo auch heute noch die Untersuchungen von 1932 herangezogen werden. Wenn beispielsweise aus einer später genommenen Blutprobe zurückgerechnet werden soll, wie hoch die Alkoholkonzentration zum Zeitpunkt eines Unfalls war, kann das über die Schuldfähigkeit entscheiden. Das Zentrum für Pharmakologie und das Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät führen daher eine neue klinische Studie namens COVETH an Gesunden durch, um den Zeitverlauf der Alkoholkonzentration im Blut beim Einzelnen besser als vor fast 90 Jahren erfassen zu können.

Heute wissen wir bereits, dass neben dem Körpergewicht verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle dabei spielen, wie sich die Alkoholkonzentration im Zeitverlauf entwickelt. Wenn man Alkohol mit einer Mahlzeit trinkt, ist die Aufnahme langsamer. Unklar ist jedoch, ob auch weniger Alkohol ins Blut gelangt. Man kann sich aber auf alle Fälle zunutze machen, dass Nahrung den Abbau von Alkohol um etwa 50 Prozent beschleunigt. Das klappt sogar noch dann, wenn der Alkohol schon komplett aus dem Darm ins Blut gelangt ist. Auch ist bekannt, dass die vererbte (genetische) Struktur und damit die Aktivität der Enzyme, die Alkohol abbauen, von Person zu Person unterschiedlich ist. Solche genetischen Unterschiede führen unter anderem dazu, dass Menschen aus Ostasien häufiger eine Alkoholunverträglichkeit haben. Insgesamt sind also einige persönliche Einflussfaktoren für den Alkoholabbau bekannt. Wie stark ihre Auswirkung ist und ob weitere Faktoren eine Rolle spielen, ist jedoch noch nicht genau untersucht.

Die neue COVETH-Studie der Uniklinik Köln untersucht daher Einflussfaktoren wie Trinkgeschwindigkeit, Alter, Geschlecht, Körpergewicht und Körpergröße in Kombination mit Eigenschaften der Erbsubstanz.Übergeordnetes Ziel der Forschenden ist es, ein besseres Modell für die Verstoffwechselung von Alkohol zu entwickeln. Auf der Grundlage des Modells und der ermittelten Einflussfaktoren kann dann viel genauer als bisher vorhergesagt werden, welche Blutkonzentrationen von Alkohol für einen bestimmten Konsum zu erwarten sind.

Bei der Studie erhalten gesunde Freiwillige ein großes Glas Wodka, das sie entweder auf einmal oder über eine Stunde verteilt trinken. Das Körpergewicht bestimmt dabei die individuelle Menge, mit der eine anfängliche Alkoholkonzentration von 0,5 bis 1 Promille erreicht werden soll. Über einem Venenverweilkatheter entnehmen die Forschenden dann solange wiederholt Blutproben von den Probanden, bis der Wert unter 0,05 Promille fällt. Mithilfe eines mathematisch-statistischen Modells kann dann der Zusammenhang zwischen den Einflussfaktoren und dem Alkoholabbau berechnet werden. In die Studie werden bis zu 250 Personen aufgenommen, insbesondere auch Personen über 65 Jahre und Personen ostasiatischer Herkunft.

Da die Studie sicher noch einige Monate unter Berücksichtigung aller relevanten Corona-Schutzmaßnahmen läuft, können Interessierte weitere Informationen zu einer Teilnahme unter pharmakologie-studien@uk-koeln.de anfragen. Der Aufwand wird angemessen entschädigt und die Teilnehmenden können auch ihre individuelle Abbaugeschwindigkeit von Alkohol erfahren.