Klinische Pharmakologie

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Die Klinische Pharmakologie umfasst alle Aspekte der Beziehung zwischen Arzneimitteln und Menschen. Ziel ist eine sichere, wirksame und wirtschaftliche Anwendung von Arzneimitteln auf der Basis verlässlicher wissenschaftlicher Erkenntnisse sowohl bei definierten Patientengruppen als auch konkret beim einzelnen Patienten. Dabei trägt die Klinische Pharmakologie sowohl zur frühen klinischen Entwicklung von Arzneimitteln als auch zum optimalen Einsatz verfügbarer Arzneimitteltherapien bei.

Informationen für mögliche Studienteilnehmer

Pharmakokinetische Biomarker

Die Kinetik von Arzneistoffen (Pharmakokinetik) und von anderen Fremdstoffen wird durch die Aktivität der zugrundeliegenden pharmakokinetischen Prozessen bestimmt (u.a. glomeruläre Filtration, Umsatz durch Fremdstoff-metabolisierende Enzyme und Transporter). Anhand von in vitro - Daten ist eine Vorhersage der Aktivitäten dieser Prozesse beim Menschen nur eingeschränkt möglich. Wir entwickeln und validieren daher u.a. mithilfe klinischer Studien Methoden, mit denen anhand von endogenen oder exogenen Markersubstanzen solche Aktivitäten beim individuellen Probanden oder Patienten selektiv gemessen werden können. Pharmakokinetische Biomarker ermöglichen auch die Quantifizierung von entsprechenden Einflussfaktoren (z.B. bei Arzneimittelinteraktionen) und leisten einen Beitrag zu einer individuell optimierten Dosierung von Arzneimitteln.

Klinische Studien an gesunden Freiwilligen

Zur Bestimmung der Sicherheit und Verträglichkeit, der Pharmakokinetik und der Wirkung von Arzneimitteln beim Menschen sind klinische Studien an Gesunden unverzichtbar. Wir führen auf unserer Probandenstation (12 Betten) klinische Studien sowohl nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) als auch außerhalb der Regelungen des AMG durch. Dabei wird die Qualität u.a. durch Einhaltung der gültigen GCP (good clinical practice)  - Richtlinien und durch Berücksichtigung unserer Verfahrensleitlinien (standard operating procedures, SOPs) gesichert. Wir können alle anfallenden Aufgaben von der Konzeption über die Erstellung der erforderlichen Dokumente, die Einreichung bei Ethikkommissionen und Behörden, die operative Durchführung, die Auswertung bis zur Berichtung eigenständig durchführen, arbeiten aber auch gerne mit Kooperationspartnern zusammen.

Klinische Studien an Patienten

In Zusammenarbeit mit den Kliniken der Uniklinik wie auch mit anderen Kooperationspartner beteiligen wir uns an klinischen Studien an Patienten, bei denen eine pharmakokinetische Fragestellung geprüft werden soll. Die Art der Kooperation reicht dabei entsprechend der Fragestellung und der Präferenzen der Kooperationspartner von einer eingeschränkten Zuarbeit hinsichtlich einer spezifischen Aufgabe bis zur Federführung.

Populationspharmakokinetische / pharmakodynamische Modellierung und Simulation

Mit diesem „top-down“ Verfahren (Software: u.a. NONMEM, Monolix) ermitteln wir aus den experimentellen Daten klinischer Studien die pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften von Arzneistoffen und anderen Fremdstoffen und erfassen gleichzeitig die Variabilität der Arzneistoffkonzentrationen in der untersuchten Population. Der Beitrag von Einflussfaktoren wie die Aktivität zugrundliegender pharmakokinetischer Prozesse (s. Abschnitt “pharmakokinetische Biomarker) oder anthropometrische Daten zur Gesamtvariabilität kann dabei geprüft und quantifiziert werden.

Physiologie-basierte pharmakokinetische (PBPK) Modellierung von Arzneistoffen

Mit der PBPK Modellierung von Arzneistoffen (Software: u.a. PK-SIM) versuchen wir, auf der Grundlage von physikochemischen Eigenschaften einer Substanz und der Aktivität der für diese Substanz relevanten pharmakokinetischen Prozesse die Konzentrations-Zeit-Verläufe der Wirkstoffe in den Organen und Geweben eines Organismus zu beschreiben und vorherzusagen („bottom-up“ - Verfahren). Wenn die Vorhersagen solcher Modelle in guter Übereinstimmung mit experimentell erhobenen Daten stehen, können sie auch für nicht untersuchte Populationen (z.B. Ältere) Vorhersagen machen und Dosisempfehlungen bereitstellen, ohne dass zu jeder einzelnen Fragestellung neue klinische Studien durchgeführt werden müssen. 

Weitere Informationen erteilt Ihnen Univ.-Prof. Dr. Uwe Fuhr.